„Nein zu Hass, Nein zu Rassismus, Ja zu Liebe“ – unter diesem Motto hat am vergangenen Freitag das letzte Kulturpass-Konzert des Jahres in der fast ausverkauften Aula des Lise-Meitner-Gymnasiums in Neuenhaus gestanden. Der 82-jährige Sänger, Schauspieler und Entertainer Ron Williams, begleitet vom Jörg-Seidel-Trio, widmet den Abend dem im vergangenen Jahr im Alter von 96 Jahren verstorbenen Harry Belafonte, einem US-amerikanischen Sänger, Schauspieler und Bürgerrechtler.
Hommage an einen Weltstar
Bereits der Beginn des Konzerts spiegelt den mitreißenden Charakter des Abends wider: Ron Williams betritt die Bühne singend mit „Star-o“. Die ersten Töne erklingen noch hinter der Bühne, bevor Williams unter Applaus das Rampenlicht betritt.
Das Konzert ist mehr als eine musikalische Darbietung. Ron Williams und das Jörg-Seidel-Trio schaffen eine Hommage, die die untrennbare Verbindung zwischen Belafontes Musik und seinem gesellschaftlichen Engagement betonte. Mit Liedern wie „(Day-O) Banana Boat“, „Matilda“, und „You´ve got a friend“ bringt das Ensemble die Botschaften von Harmonie und Hoffnung auf die Bühne – Werte, für die Harry Belafonte sein Leben lang eingestanden hat.
Zwischen den Liedern nimmt sich Williams Zeit, Geschichten und Anekdoten aus Belafontes Leben zu erzählen. Er berichtet von den Erzählungen seines Vaters, der Belafonte in New York persönlich kennengelernt und ihm Gesangsunterricht gegeben hatte. Darüber, wie er ihn selbst mehrfach getroffen hat, und er spricht über die Bewunderung, die er bereits in seiner Jugend für den Künstler empfunden hat.
Publikum aktiv eingebunden
Das Publikum wird dabei immer wieder aktiv in die Darbietung eingebunden: Klatschen, Schnipsen oder das Mitsingen von Refrains – Ron Williams versteht es, den Saal in seinen Bann zu ziehen und eine ausgelassene Atmosphäre zu schaffen.
Mit Ron Williams als Sänger und Erzähler sowie Jörg Seidel an der Gitarre, Christoph Münch am Piano und Gerold Donker am Kontrabass bildet das Ensemble eine harmonische Einheit, die Belafontes kraftvolle Musik authentisch und lebendig macht.
Kurz vor der Pause nutzt Williams die Gelegenheit, das Publikum darauf aufmerksam zu machen, dass im Foyer Unterschriftenlisten für Amnesty ausliegen und dass die Einnahmen aus dem Getränkeverkauf an die Organisation gespendet werden.
Kooperation
Das Konzert ist zugleich eine Kooperation: Es wurde von der Kulturpass-Initiative Neuenhaus und der Samtgemeinde Neuenhaus anlässlich ihres 50-jährigen Bestehens organisiert. Samtgemeindebürgermeister Günter Oldekamp eröffnet den Abend mit einer Ansprache und nutzt die Gelegenheit, den Mitgliedern und dem Vorstand der Kulturpass-Initiative zu danken.
Die Initiative, die in diesem Jahr selbst ihr 35-jähriges Bestehen feiern konnte (die GN berichteten), hat in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche namhafte Künstler nach Neuenhaus geholt und die kulturelle Vielfalt in der Region bereichert.
Michel Sauvadet vom Kulturpass bedankt sich bei der Stadt und der Samtgemeinde, „ohne die wäre das nicht möglich“.
Ein politischer Abschluss
Der Abend endet so beeindruckend, wie er begonnen hat. Nach der Zugabe – dem Lied „You‘ve Got a Friend“ – nutzt Williams die Gelegenheit, politisch zu werden. Er spricht über die Wahlen in den USA und zieht Parallelen zur politischen Situation in Deutschland. Mit eindringlichen Worten appelliert er an das Publikum: „Macht Deutschland nicht zu Amerika.“ Damit spielt er auf den gesellschaftlichen Rechtsruck und die bevorstehenden Wahlen im kommenden Jahr an und ruft dazu auf, aktiv für Demokratie und Toleranz einzustehen.
Dieser Abend war mehr als ein Konzert: Es war eine Reise durch Musik, Erinnerung und politisches Engagement – eine Hommage an Harry Belafonte und seine Botschaft, die auch heute noch aktueller denn je ist.