Götz Alsmann & Band

Götz Alsmann & Band auf rasanter Tour durch die Welt des italienischen Schlagers

Ein musikalisches Feuerwerk an weltbekannten Evergreens aus dem Land des Dolce Vita, einfallsreiche Kalauer und nebenbei amüsante, erhellende Informationshäppchen zur Kulturgeschichte des Schlagers der 50er und 60er Jahre – mit diesem Rundumpaket an erfrischender Unterhaltung begeisterte am vergangenen Samstagabend Götz Alsmann mit seiner Band im Forum des Neuenhauser Lise Meitner Gymnasiums sein rund 400 Zuschauer zählendes Publikum. Ermöglicht wurde das von der Neuenhauser Kulturpass-Initiative organisierte Konzert durch eine großzügige Spende der Kreissparkasse Grafschaft Bentheim, die in diesem Jahr in 150-jähriges Bestehen feiert.

Entwickelt wurde dieses Tourkonzept während eines längeren Rom-Aufenthalts im Frühjahr 2017, wobei man  die inspirierende Gelegenheit bekam, das legendäre, direkt unter der Kirche Sacro Cuore di Maria gelegene Forum Music Village für Studioaufnahmen zu nutzen. Einst wurde es von Ennio Moricone genutzt, Komponist der Musik von über 500 Filmen, darunter viele Welterfolge etwa von Sergio Leone.

Wie schon zuvor bei ähnlichen Expeditionen nach Paris und New York tauchte man auch in Rom erst ganz ein in das Flair und den Alltagstrott jener Weltmetropole und berauschte sich an der reichen Vielfalt des dort heimischen italienischen Schlagerliedguts. Dann arrangierte, interpretierte die Band das alles nach eigenem Gusto, mal instrumental, meist übersetzt ins Deutsche.

Der Mix, der dabei herauskam, schillert mit seiner Vielfältigkeit an Stilrichtungen und Tempi. Los ging es mit „Sag mir quando, quando, quando“ einem flotten Bossanova, der 1962 die italienischen Charts stürmte. Mit einem schwelgend-gemächlicherem Rhythmus kam dagegen der „Mambo Italiana“ daher, und in den Schwofmodus geriet man bei „Du bist die Schönste“, eine deutsche Version zu „La piu bella mondo“ aus dem Jahre 1956 von Marino Marini. Selten richtig ernst wird es nur selten, wie etwa indessen bei der deutschen Version von Minas „Non sei felice“ von 1960, zu deutsch: „Du bist nicht glücklich“.

Während einzelne Songs großen Teilen des Publikums bekannt waren, etwa „Volare“, „O sole Mio“ oder „Azzuro“, die durch Adriano Celentano berühmt gewordene Ballade über vom Sommerwind ausgelöste Tagträume, bekam man auch einigen Nachhilfeunterricht in Sachen Popularmusik der 50er und 60er Jahre. Alsmann, mit seiner typischen, aufgeregt hektischen und scheinbar chaotischen Art, klärte das Publikum etwa auf über so einige einstige Stars und Sternchen, die sich schon vor Jahrzehnten daran machten, die italienische Schlagerromantik auf Deutsch nachzuempfinden, etwa mit Songs wie „Nichts ist so schön wie der Mond von Wanne-Eickel“. Oder darüber, dass einst, bis 1966 nämlich, in Baden-Baden Deutsche Schlager-Festspiele abgehalten wurden, während sich die italienische Entsprechung, das Sanremo-Musikfestival, bis heute ungebrochener Beliebtheit erfreut. Überhaupt sei Italien doch das Land des Schlagers schlechthin, sinniert Alsmann, stellt aber auch die Stereotypenfrage und bleibt in dieser Hinsicht dem Publikum eine klare Antwort schuldig.

Was aber eben durchgehend fasziniert, ist die so ungemein lebendige, jazzig quirlige musikalische Interpretation der Lieder, die stimmigen, originellen Arrangements, die die ausgelassene Freude des Ensembles an seiner Arbeit mehr als deutlich zu Tage treten lassen. Und während Alsmanns Musikerkollegen – Ingo Senst am Kontrabass, Altfrid M. Sicking an Vibraphon, Xylophon und Trompete, Markus Passlick an Percussion und Rudi Marholt am Schlagzeug – natürlich durchgehend für einen insgesamt perfekt geschliffenen, effektvollen und brillanten Vortrag sorgen, ist es doch durchgehend Alsmann selbst, der mit seiner putzmunteren, springfidelen Art die gesamte Show dominiert und sich geradezu dabei überschlägt, seine Stimme zu variieren – wie er da ins Mikrophon haucht, schmachtet, aufschneiderisch geckenhaft, echt charmant oder auch süffisant parliert, dann wieder wie besoffen ins Mikrophon lallt, und nicht nur damit den Abend meist wie eine One-Man-Show wirken lässt.

Dass das Ganze ankam, zeigten durchgehend die Zuschauerreaktionen, das spontane Mitsingen und die erstaunlich hohe Anzahl an Zugaben, die sich das Publikum ertrotzen konnte – und die die Band auch gerne bereit war zu geben.

Text: Marcus Pfeifer, Fotos: Gerold Meppelink