Die 500 Eintrittskarten waren in einem Rekordtempo von 10 Tagen verkauft. Das Konzert der Wise Guys als Niedergrafschafter Konzerthightlight ging am Dienstag glanzvoll über die Bühne des Lise-Meitner-Gymnasiums.
Die Veranstalter des diesjährigen, mittlerweile 13. „Niedergrafschafter Konzerthighlights“, die Musikschule der Niedergrafschaft, die Bürgergemeinschaft Emlichheim und der Kulturpass Neuenhaus hatten den richtigen Riecher, als sie sich für die derzeit wohl beliebteste und erfolgreichste A-Capella-Formation in Deutschland entschieden.
Von Anfang an herrschte eine herzliche, stimmungsvolle Atmosphäre im Forum des Lise-Meitner-Gymnasiums. Das Quintett erklärte, bewusst habe man sich bei der Zusammenstellung für einen betont gefühlvollen Ausschnitt aus ihrem Repertoire entschieden, es solle kein “Remmidemmi”-Konzert werden, erklärt Frontman Daniel Dickopf, der auch den Abend locker und humorvoll moderiert.
Da gab es Coverversionen von englischsprachigen Evergreens wie “I feel it in my fingers” zu hören, aber auch aktuelle Ohrwürmer wie Pinks “You gotta get up and try”. Es zeigte sich, dass derlei Anleihen aus der Popmusik von einer ganz eigenen, anheimelnden und eindringlichen Ästhetik getragen sind, die ganz ohne das Sound Engineering moderner Tonstudios auskommt und doch ebenso eindrucksvoll klingt, nicht zuletzt dank der immer wieder originellen und erfrischenden Ideen, den Solosänger mithilfe von ausgefeilten und geschickt orchestrierten Brumm-, Schnalz- und Zischlauten effektvoll zu begleiten.
Der weitaus größte Teil des Programms bestand aber aus Songs aus eigener Feder, einer der übermütigsten darunter, dabei aber durchaus kindgerecht, war das Lied vom nicht enden wollenden Zweikampf zwischen Förster Fritz und dem Biber Buddy, den das Tier letztlich gewinnt, indem es einen Baum fällt, der den armen Förster erschlägt. Ein Titel, der dem nicht unbeträchtlichen Anteil an jugendlichen Gästen besonders gefallen haben muss. Viele Lieder wie zum Beispiel “Es ist nicht immer leicht, ich zu sein” stellen auch eine Art gesungenen Seelentrost für Otto Normalverbraucher dar, der es eben nicht zum Hollywoodstar gebracht hat. Denn, so kommt man in dem Lied zur Einsicht, entpuppt sich die Eifersucht auf das Dolce Vita eines Stars wie Brad Pitt doch in gewisser Hinsicht als völlig unbegründet, wenn man etwa an all die Paparazzis denken muss, die einem ständig das Leben zur Hölle machen, oder auch die Adoptionsgelüste der eigenen Ehefrau.
In “Ein Engel”, einem aus der aktuellen CD “Achterbahn” stammenden Titel, muntert man wiederum dazu auf, nicht nur den einen, sondern die ganze Fälle an Schutzengeln zu erkennen, die einem im alltäglichen Leben ständig begegnen.
Die Wise Guys mögen es auch, dem typischen Deutschen ein wenig den Spiegel vorzuhalten. Man informiert darüber, dass man ihn auch etwa in den Nachbarländern Österreich und der Schweiz für eher humorlos hält. In “Der Berg ruft” karikiert man dementsprechend die widersprüchliche Sehnsucht der Deutschen nach Bergeinsamkeit und den gleichzeitigen Wunsch, die Bergspitze am liebsten im Gleichschritt zu erobern. Dass im Gegensatz dazu die Wise Guys wahre Meister des Wortwitzes sind, zeigen sie gleich danach im klanglich nur wenig abweichenden Titel “Der Bär groovt”, weit mehr als nur eine Parodie auf den vorangegangenen Song. In “Tief im Süden” preist man schließlich die entspannte, entschleunigte und lustvolle mediterrane Lebensart, was wohl nicht zuletzt auch als eine Huldigung Andrea Figallos zu verstehen ist. Dieser charmante, aus Italien stammende Bass. ein Neuzugang bei den Wise Guys. gibt auf italienisch mit einer verführerischen sonoren Schlafzimmerstimme eine Parodie von Paolo Contes “Via Con Me” zum Besten. Seine beachtlich wachsenden Deutschkenntnisse demonstriert er, indem er auch den Zungenbrecher “Behördenantragsübersetzungsformular” korrekt ausgesprochen und rhythmisch gelungen in einen Liedvortrag integriert.
So stellte sich das Programm der Wise Guys insgesamt als außerordentlich schillernd und abwechslungsreich heraus. Viel Zwischenapplaus und herzliches Gelächter deuteten an, dass mehrere Zugaben nötig sein würden, um das Publikum zu verabschieden, darunter eine ihrer populärsten Nummern, ein munter-sarkastisches Lied über eine weitere, nicht enden wollende Misere: Die Deutsche Bahn.