Das 19. Niedergrafschafter Kulturhighlight war ein überwältigender Erfolg! Nicht nur die Veranstalter, Kulturpass Neuenhaus und Konzept Kultur Emlichheim, freuten sich über den großen Zuspruch. Das Lise Meitner Forum musste geöffnet werden, um alle Besucher unterzubringen. Auch die beiden Künstler, der Sänger Max Mutzke und die Pianistin Marialy Pacheco waren glücklich, nach so langer Zeit wieder vor einem so großen Publikum auftreten zu dürfen.
Das Konzert der beiden war eine aufregende Begegnung zweier Kulturen. Mutzke aus dem Südschwarzwald musizierte mit der Exilkubanerin Pacheco, die bei einem nach langen Jahren endlich gestatteten Familienbesuch in Kuba vom Heimweh nach Deutschland erzählte. Mutzke betonte, wie wichtig solche multikulturellen Symbiosen für gelingende gesellschaftliche Entwicklung sind.
Marialy Pacheco betrat zunächst allein die Bühne. Ihr im Widerschein der Scheinwerfer leuchtendes lila Lacklederkleid passte perfekt zu ihrem strahlenden Willkommenslächeln. Sie eröffnete den Abend mit einem fetzigen Ragtime, der immer wieder von lyrischen Passagen durchzogen wurde. Da ist hörbar eine Meisterpianistin am Werk. Danach trat Mutzke, zunächst aus dem Backstage singend, ans Mikrophon. Und mit seinem ersten Lied schaffte er binnen weniger Augenblicke den musikalischen Funken so ins Publikum überspringen zu lassen, dass der gesamte Saal immer wieder die Worte des Refrains mitsang. Das war eins der Geheimnisse der gemeinsamen Show: Das Publikum fortwährend an der Performance mitwirken zu lassen, durch rhythmisches Klatschen oder Fingerschnippen oder den Gesang einzelner Passagen.
Mutzkes Texte sind einerseits lebensphilosophisch ausgerichtet, andererseits aber durchaus nicht unpolitisch, wenn auch nie in aufdringlicher Weise. Der Vortrag ist durchweg klar verständlich und wird immer wieder von gesprochenen Kommentaren abgelöst. Seine Soulstimme lässt in gelungener Weise Widersprüche wie Einklänge deutlich werden. Leitbegriffe seiner Texte sind „Beziehung“ und „Achtsamkeit“.
Hat man sich schon verwundert gefragt, wie eingängig und differenziert die Pianistin die Texte musikalisch interpretiert, so lüftet Mutzke dieses Geheimnis alsbald. Grundlage des gemeinsamen Auftritts sind Marialys Klavierkompositionen. Der Sänger aber lässt sich von ihnen wahrlich tragen. Und immer wieder beendet Pacheco die Lieder mit ihrem strahlenden Lächeln. Auch während ihres Spiels kann man ihre Emotionen an der Mimik ablesen. Den beiden gelingt einfach alles. Das zeigen ihre fortgesetzten Umarmungen.
Neunzig Minuten dauert die aufregende Show, immer wieder von stürmischem Beifall unterbrochen. Auf die Standing Ovation und die Blumen lassen Pacheco und Mutzke zwei ganz unterschiedliche Zugaben folgen. Marialy zelebriert auf den Tasten einen wahnwitzigen afro-cubanischen Hexentanz, während Mutzke dazu mit Shaker in der Hand einen melodiösen Rap abzieht.
Nach den Dankesworten des Sängers an Veranstalter, Betreuung, Publikum, Technik und Licht-AG („So etwas gibt es hier!“) werden alle Lichter gelöscht und die Elektronik ausgeschaltet. Auf der dunklen Bühne verabschieden sich die beiden mit Mutzkes „Schwerelos“. Gelungener Abschluss eines eindringlichen Abends!