Nils Landgren Quintett

Jazzlegende macht Zwischenstopp in "Provinz": Nils Landgren Quintett erntet in voll besetzter Aula Beifallsstürme

Die Reaktion auf die Musik äußerte sich in lautstarker Zustimmung. Der außergewöhnliche Beifall entsprach einem außergewöhnlichen Konzert.

Nils Landgren begann den großartigen Abend mit seiner rot glänzenden Posaune in der Hand im Duett mit dem Gitarristen Johan Norberg. Norbergs Begleitung ist von besonderer Intensität und zeichnet sich durch perfektes Eingehen auf seinen langjährigen Partner aus. Landgren begann singend. Seine hohe Stimme hat nur einen kleinen Umfang aber sein Gesang ist von packender Musikalität. Er singt überwiegend sentimentale Klassiker der Popmusik, die in seiner Interpretation jeweils ganz neue Seiten zeigen. Wenn er dann sein Instrument ansetzt, hört man abwechselnd gestochen scharfe Melodien und mitreißende Passagen, in denen er Fähigkeiten zeigt, die man eher von einem Trompeter oder einem Saxofonisten erwarten würde. Typisch ist, dass er in seinen Improvisationen die Tiefenstruktur der vorgetragenen Standards auslotet. Sein Spiel interpretiert die Songs, und darin zeigt Landgren sich als großer Jazzmusiker.

Zum Erfolg des Abends trugen außer Landgren und dem wunderbar begleitenden Norberg die drei anderen Musiker des Quintetts entscheidend bei. Das ist zunächst einmal der zurzeit von den Medien fast einstimmig gepriesene Shootingstar der Piano-Szene Michael Wollny. Sein Klavierspiel ist schlichtweg umwerfend und wurde mit dem stärksten Beifall des Abends bedacht. Nicht nur fügt er sich bruchlos in den Gesamtklang des Quintetts ein. Seine Soli lassen dem Zuhörer Hören und Sehen vergehen: Irrwitzige Tempi, traumhaft sichere Passagen, eingestreute Sequenzen aus der klassischen Klaviertradition und dann wieder perfekte Abstimmung mit Gitarre und Bass.

Den akustischen Bass beherrscht Lars Danielsson wie kaum ein anderer. Sein Solo am oberen Rande des Griffbretts nimmt den vorher erklungenen Posaunen-Sound so gelungen auf, dass man meint, immer noch das Blasinstrument zu hören. Atemlos verfolgte das Publikum ein anderes Solo, in dem er ein Duett mit den eigenen Obertönen zelebrierte. Danielssons ständiger Blickkontakt mit Wollny und dem Schlagzeuger Rasmus Kihlberg zeugt von der wunderbaren Abstimmung innerhalb des Quintetts.

Auch Kihlberg stellte seine große Batterie in besonders eindrucksvoller Weise in den Dienst des Gesamtklangs. Die Wahl seiner Trommeln und Hi-Hats, Stöcke und Besen unterstützte eindrucksvoll den jeweiligen Charakter der instrumentalen und sängerischen Improvisationen.

Dem Kulturpass Neuenhaus ist in seiner Jubiläumssaison mit der Verpflichtung des Nils Landgren Quintetts für die Jazznight wiederum ein großer Coup gelungen. Landgren konnte sich natürlich zum Abschluss seiner Tournee durch deutsche Großstädte nicht verkneifen, sich über die Provinz lustig zu machen.

Aber wie fast immer gelang es im Laufe des Abends, eine geglückte Beziehung zwischen Publikum und Musikern herzustellen. Diese bezeichneten zum Schluss den Abend als unvergesslich und bedankten sich für die Standing Ovations mit zwei Zugaben.

Text: Jörg Leune, Fotos: Mosch-Wicke