Sabine Meyer Trio

Weltklassetrio um Sabine Meyer bietet musikalische Leckerbissen von Beethoven bis Bernstein

Wieder einmal ist es den musikalischen Feinschmeckern von der Neuenhauser Kulturpass-Initiative um Michel Sauvadet gelungen, Musiker von Weltformat nach Neuenhaus zu holen. Die Klarinettistin Sabine Meyer war dabei der eigentliche Star des Abends, einst als eine der ersten Frauen von Herbert von Karajan zu den Berliner Philharmonikern geholt und mit dem eigentlich Opernstars vorbehaltenen Prädikat „Primadonna assoluta“ geehrt. Doch auch Alban Gerhardt am Violoncello und Sebastian Knauer haben schon in den bedeutendsten Konzerthäusern der Welt gespielt. Nun jedenfalls ließen sie sich gemeinsam auch einmal ins Forum des Lise-Meitner-Gymnasiums locken, das mit rund 200 Zuschauern wenigstens leidlich gut gefüllt war.

Deutlich war indessen während des gesamten Konzerts der gebührende Respekt des Publikums vor diesen Virtuosen ihres Fachs zu spüren, wenn diese hochkonzentriert ihre Darbietungen zum Besten gaben. Mit dem in musikalischer Hinsicht außerordentlich facettenreichen Klaviertrio Nr.11, dem sogenannten Gassenhauer-Trio Ludwig van Beethovens, stieg man ins Konzert ein – unter leichter Abänderung der Planung. Das war insofern eine unbedingt richtige Entscheidung, als bei diesem gefälligen, lebendigen und außerordentlich heiteren Stück mit vielen überraschenden und unterhaltsamen Elementen alle drei Musiker die ganze Bandbreite ihres Könnens zum Besten geben konnten. Meist von kraftvoller Rhythmik und einer außerordentlich verspielten, geradezu übermütigen Dynamik mit oft schlagartig wechselnder Stimmungslage, bietet dieses Trio, das sowohl von einem entsprechenden Trio Mozarts als auch von der komischen Oper „L’Amor Mariano“ eines gewissen Joseph Weigl inspiriert sein soll, doch auch stellenweise besinnliche Elemente, etwa die sehnsuchtsvolle Klage im Stile eines Trauermarsches im dritten Satz. Den einzelnen Instrumenten werden dabei sowohl Solopassagen eingeräumt als auch Gelegenheit zum formvollendeten Zusammenspiel.

Bei der folgenden, für Klavier und Violoncello ausgelegten Beethovenschen Sonate Nr.4 in C-Dur gaben sich Sebastian Knauer und Alban Gerhardt ein musikalisches Stelldichein. Virtuos, aber doch wie entrückt, oft mit ganz verschlossenen Augen, bespielt Gerhardt sein Instrument, von Matteo Gofriller im Jahre 1710 gefertigt. Sebastian Knauer dagegen richtet stets seinen hochkonzentrierten Blick auf das Notenheft und schlägt auch die leisesten Töne wie die rasantesten Tonfolgen mit glasklar pointierter Präzision an.

Der zweite Komponist, dem man sich widmet, ist Leonard Bernstein, der, wie Sebastian Knauer zu berichten weiß, in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte. Zunächst bestreiten Sabine Meyer und Sebastian Knauer dessen Sonate für Klarinette und Klavier. Stehend spielt oder vielmehr beschwört Meyer dabei ihr Instrument, voll gebieterischer Bedachtsamkeit und unter vollem Einsatz ihres gesamten Körpers.

Nach der Pause liefert Knauer eines von jenen Klavierarrangements, wie Bernstein sie gerne nach Konzertabenden des Nachts noch ersann. Dessen „Anniversaries for Piano“ greifen dabei hörbar einzelne Motive aus der West Side Story auf wie etwa aus dem weltberühmt gewordenen Musicalstück „Maria“, allerdings insgesamt in viel ruhigerer, kontemplativerer Manier als das quirlige Original. Für die Darbietung des Trios in d-Moll aus der Feder des österreichischen Komponisten Alexander von
Zemlinsky wurden alle drei Künstler dann noch einmal auf der Bühne vereint. Laut und ehrfurchtsvoll war der Abschiedsapplaus des Publikums, und zumindest für eine kleine, heitere Zugabe – einen Sonatensatz Beethovens – erschienen die erlauchten Musiker gerne noch einmal auf der Bühne, um ihr Tagwerk gebührend abzuschließen.

Text: Marcus Pfeifer, Fotos: Klaus Mosch-Wicke