Die Stühle im Forum des Lise-Meitner-Gymnasiums in Neuenhaus sind am Samstagabend um kurz vor acht schon fast alle besetzt, dort soll in wenigen Minuten die Sängerin Sarah Bouwers gemeinsam mit ihrem Trio „ConTakt“ im Rahmen der Kulturpass-Initiative Neuenhaus auftreten. „Es sind mehr Besucher gekommen, als wir erwartet hatten“, freut sich Michel Sauvadet vom Kulturpass. Währenddessen werden noch weitere Stühle ins Forum getragen und Sitzmatten für die Stufen ausgelegt.
Dann geht es los. Nikolay Kasakov und Alexey Wagner betreten die Bühne und greifen zu Saxophon und Gitarre. Es ist ein „musikalisches Potpourri“, wie Sarah Bouwers es selbst nennt, was den Besuchern an diesem Abend geboten wird: klassische Bach-Werke, neu arrangiert von Alexey Wagner in jazzigen Versionen, gepaart mit Beatboxing und urbanem Tanz.
Das erste Stück spielen Kasakov und Wagner alleine. Dann betritt auch Sarah Bouwers die Bühne und begrüßt das Publikum. „Wir teilen alle drei die Leidenschaft für Klassik. Und Bach ist Teil davon, er hatte großen Einfluss auf die Musik und wir wollen ihn mit heutigen Instrumenten wie Gitarre und Saxophon so gut es geht wiedergeben“, erklärt die Künstlerin. Das Publikum ist begeistert. Das Trio spielt noch einige Stücke, bis Sarah Bouwers einen weiteren Künstler auf die Bühne bittet – den Beatboxer „Carlos the Beatbox“. Nicht nur musikalisch, auch visuell wird nun die Vermischung von Klassik und Moderne sichtbar. Während das Trio „ConTakt“ in Anzug und Kleid auf der Bühne steht, trägt „Carlos the Beatbox“ Streetstyle und bildet so auch optisch einen Kontrast.
Nach einem gemeinsamen Lied mit ihm verlässt das Trio die Bühne. „Carlos the Beatbox“ bleibt alleine auf der Bühne zurück und bietet dem Publikum eine kurze Einführung in die Kunst des Beatboxens. Zunächst ist die Reaktion auf das Mitmach-Angebot eher verhalten, dann steigen aber nach und nach immer mehr Besucher in die rhythmischen Mundübungen mit ein, bis das ganze Forum von den Klick-Geräuschen erfüllt ist. Der Künstler demonstriert, wie das ganze nach vielen Jahren des Übens klingen kann. Das Publikum ist begeistert und belohnt ihn mit tosendem Applaus.
Dann kommen auch Sarah Bouwers, Alexey Wagner und Nikolay Kasakov wieder auf die Bühne – gefolgt von zwei Tänzern. „TK“, ein urbaner Tänzer, und sein siebenjähriger Schüler Lev Kasakov, der Sohn des Saxophonisten, ergänzen das folgende Stück visuell mit ihrem Tanz.
Bereits in der fünfzehnminütigen Pause, die es während des Konzertes gibt, tauscht sich das Publikum in kleinen Gruppen angeregt über die Performance aus. Dabei sind Sätze wie „Also damit habe ich nicht gerechnet“ zu hören – und viel Anerkennendes und Erstauntes, vor allem über das Beatboxing und die Tanzeinlagen. Auch wenn während des Konzertes zwischen den rein instrumentalen Stücken und der Crossover-Performance mit Beatboxing, Gesang und Tanz etwas der rote Faden fehlt, ist das Publikum alles in allem mit dem Konzert zufrieden. Dies zeigen sie mit lang anhaltendem Applaus, stehenden Ovationen und der Forderung nach einer Zugabe.